Beschreibung
Die Dorf- und Stadträume von Titus Schade sind kalt, unwirtlich, befremdend und auf unheimliche Weise stark elektrisierend. Fachwerkhäuser, lange Schornsteine, Plattenbauten, Mondlichter, Feuerstellen, Vogelhäuser, aufgeräumte Regale und Stürme sind die typischen Formvokabeln, mit denen die Bildwelten aufgebaut werden. Diese Welten zeichnen sich unverwechselbar durch die fast zwanghafte und autistische Schade-Ordnung aus; nicht die Geste, sondern seine dramaturgische Ordnungsregie steht für seine malerische Handschrift. Das Dargestellte erinnert an experimentelle Theaterkulissen der Düsseldorfer Photoschule, an düstere Computerspiele für deutsche Fachwerkromantiker oder an neu-sachliche Industrie-Bauerngenres ohne Bauern. Kurz: Schade malt ‚Heimatthriller‘.
Wie in einem guten Thriller, kommt auch der Betrachter von Schades Malereien trotz Entspannungsphasen, hier durch die bild-nächtliche Ruhe, ebenfalls nicht zu diesen. Er fühlt sich hin- und hergerissen, zwischen der vertrauten Architektur einer unspezifischen Heimat und den alptraumhaften Fachwerkmaschinen, deren Öfen für die apokalyptische Leere heizen. Heimat oder Thrill? Oder anders gefragt: Realität oder Versuchsanordnung? Architektur oder Modell?
Auszug aus dem Text von Larissa Kikol